„Es ist doch völlig egal, ob ich hochbegabt bin oder nicht! Das sind doch nur Worte!“
Ja, es sind Worte, Benennungen. Und Worte, die wir verwenden, haben Kraft und wirken auf uns und andere! Das, was wir vermeiden hingegen, steht uns auch energetisch nicht zur Verfügung!
Ein guter Grund also, tiefer und genauer hinzuschauen. Warum Erwachsene, die mit der Vermutung einer Hochbegabung in Kontakt gekommen sind, mitunter jahrelang abwehren, diese Vermutung zu überprüfen, hat ganz wenig damit zu tun, dass es ihnen tatsächlich egal wäre. Meist ist das verständliche Empfinden eher eine Mischung aus Angst und Unsicherheit:
Wenn ich mich auf diese Idee einlasse, was kommt dann? Was, wenn ich einen Test mache, und keinen hohen IQ-Wert erreiche? Was aber, wenn ich einen hohen IQ-Wert bescheinigt bekomme? (Manchmal weiß der Betroffene kaum, was schlimmer wäre…!) Im letzteren Fall: Muss ich das jetzt allen mitteilen? Muss ich mein Leben auf den Kopf stellen? Muss ich vielleicht höhere Leistungen bringen als bisher? Was ist mit meinen Wissenslücken und fehlender Motivation in diversen Bereichen? Was mit meinen Beziehungen? Und – eine immer wieder geäußerte große Befürchtung – Werden die anderen mich als arrogant empfinden??
Hinter der Zurückhaltung steht aber oft auch ein kluger Gedanke, der jedoch fatale Wirkung entfalten kann, wenn man ihn nicht in einen hilfreichen Kontext einbettet. Dazu etwas mehr Hintergrund.
Alle unerkannt Hochbegabten spüren in ihrem Inneren schon immer, dass sie auf eine schwer fassbare Art anders sind.
- Sie werden häufig nicht verstanden … und suchen den Grund.
- Sie interessieren sich für andere Dinge bzw. für Dinge anders als die meisten Menschen, die sie kennen.
- Sie spüren, dass sie sich ständig leicht oder stark anpassen müssen, um nicht allzu oft in Konflikte zu geraten oder sich als völlig allein mit ihrer Sichtweise zu erleben.
- Oder auch – gar nicht so selten: Sie erleben, dass sie das Gefühl haben, etwas ganz Normales von sich zu geben und schon sind sie mit jemandem in argen Verwicklungen. Dabei wollten sie doch nur mal „die Fakten klarstellen„!
- Normale Bildungswege, mögen sie für andere Menschen ebenfalls leidvoll oder stressig sein – für den Hochbegabten können sie nahezu unerträglich werden oder „gehen nicht auf“. Es funktioniert einfach nicht, egal, wie sehr man es auch versucht!
- Oder, häufiger bei Frauen: Die Anpassung hat bei den meisten Lebensentscheidungen gesiegt, und Langeweile, Boreout, ein tiefes Empfinden von Leere und Sinnlosigkeit werden stärker und stärker – und das bei guten äußeren Erfolgen, die der oder dem Betroffenen wenig bis gar nichts bedeuten.
Zurück bleiben Fragen, Schmerz, immer weniger Selbstvertrauen und immer mehr Unsicherheit.
Wenn dann die Vermutung einer Hochbegabung aufkommt, wenn viele Charakteristika zutreffend erscheinen, sich ein Wiedererkennen einstellt, Berührtheit und ein Durchbruch an spontaner Einsicht zustande kommen, dann würde das Anderssein in einem ganz neuen Kontext echten Sinn ergeben! Dann wäre es Zeichen einer Zugehörigkeit zu einer kleinen Gruppe von Menschen, die tatsächlich abweichen – und dieses Anderssein kann man klar greifen und genau beschreiben.
Was, wenn nun ein Experte oder ein Test „feststellen“ würde, dass die Person gar nicht hochbegabt ist? – Dann würde diese Identifikationsmöglichkeit für immer wegfallen! So wird es jedenfalls befürchtet und empfunden. Nicht selten höre ich von Hochbegabten, dass sie dann ja nur noch krank sein könnten – wenn kein normales Label sie abbilden könne, dann müsse es ja richtig schlimm um sie stehen!
Wenn das Wohl oder Wehe ganz in der Hand eines Testers oder Experten zu liegen scheint, ist es absolut klug, sich nicht „auszuliefern“, sondern eine andere Art von Sicherheit zu bewahren. Auch wenn es die Sicherheit der Ungewissheit über das eigene Potential ist.
Ich versichere Ihnen jedoch, dass es sich immer gut anfühlt, sei es früher oder später, in unserem authentischen Selbst gesehen zu werden. Im Grunde wünschen wir uns alle, Kinder ebenso wie Erwachsene, einfach nur, „richtig“, das heißt stimmig wahrgenommen zu werden, so dass wir uns innerlich spüren und entfalten können. Dazu brauchen wir Halt und differenziertes Feedback mit Respekt für unsere Persönlichkeit. Also nur Mut zur Klärung!
Was ich wirklich empfehlen kann, wenn Sie sich zunächst noch vor einer Einschätzung Ihrer Hochbegabung fürchten, ist, Ihr Hochsensibilitätsprofil zu erstellen.
Wenn Feinfühligkeit eine Rolle spielt, und das dürfte sicher der Fall sein, wenn Sie meinen Blog lesen, dann bietet diese tiefe Betrachtung eine wunderbare Möglichkeit, Vertrauen in die eigenen Erlebnisweisen zu gewinnen. Das eigene Funktionieren wird plötzlich so sinnvoll, so stimmig, dass sich einiges an inneren Spannungen dauerhaft auflösen und das Selbstvertrauen sich regenerieren kann.
Dann wird nicht nur das Selbstbild stimmiger, auch die nächsten Schritte werden leichter.
Wer dazu ein Strategiegespräch mit mir führen möchte – herzlich willkommen! Ich habe ein paar neue Termine dafür freigeschaltet, buchen Sie einfach hier, und ich freue mich sehr auf den Austausch über den Punkt, an dem Sie gerade stehen.
Bis dahin herzlich alles Gute!
Mantradevi Kircher