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Gerade hochsensible Menschen kennen das, auch wenn es ein generelles Phänomen unserer Zeit ist:

So leicht entsteht das beklemmende Gefühl, etwas nicht schaffen zu können, einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, den vielleicht nur fragenden Blick des anderen zu bemerken – und schon ist das „Scheitern“ vorprogrammiert.

Angesichts neuer Aufgaben, angesichts äußerer Anforderungen mit womöglich knapper Zeitvorgabe oder extrem hohen Ansprüchen im Team ist das mehr als verständlich.

Doch Hochsensible und Hochbegabte haben oft das Gefühl, bereits bei der Andeutung von „Ergebniserwartung“ so zu blockieren, dass nichts mehr geht. Wurde man in seiner Besonderheit in jungen Jahren nicht bewusst unterstützt (Wie kann unser Kind gut lernen? Welche Umgebung ist hilfreich? Braucht es vielleicht extra-viel positive Rückmeldung, um gut zu gedeihen? Welche Störfaktoren können wir außen reduzieren, welche Faktoren kann das Kind selbst ausgleichen und regulieren lernen? Etc.), dann setzt nur allzu leicht Hilflosigkeit ein, sobald die Bedingungen nicht stimmen, sobald Stresserleben aufzuflammen beginnt.

Während Hochsensible die eigene Unsicherheit zumeist stark spüren (und natürlich überzeugt sind, dass sie mit der eigenen „Unfähigkeit“ zusammenhängt!), ist es manch unerkannt hochbegabtem Menschen nicht bewusst, dass dem „Scheitern“ an einer Aufgabe eigentlich ein Druckerleben vorausgeht. Häufig läuft das – unter innerer Zeitlupe betrachtet – so ab:

Es kommt dem Hochbegabten eine Aufgabe unter die Finger, er überreißt blitzschnell, worum es geht, es wird ein mulitdimensionaler Abschätzungprozess hinsichtlich des möglichen Ergebnisses und vorgenommen – und wenn Selbiges ihm oder ihr nicht sofort und klar vor Augen steht, kommt der Prozess zum Stillstand: „Ich kann (das) nicht!“ – Es folgt eine Kaskade innerer Entwertungen, begleitet von einem seltsam dumpfen Gefühl im Kopf… mit längerfristig unangenehmen Nachwirkungen. Das Selbstwertgefühl und das Vertrauen in die eigene Kreativität sinken tief!

Der Kontext jedoch wird oft nicht beachtet. Es ist die Erfahrung, von Kindheit an die meisten Dinge blitzschnell durchschauen und einordnen zu können. Da dies schon immer vielfache Lösungswege eröffnete, konnten unerkannt Hochbegabte bei den Aufgaben in Schule und Alltag meist leicht zum Ziel kommen, ohne wirklich lernen zu müssen, sich an zunächst nicht lösbare Aufgaben heranzuwagen. Das Lernen und sich Durchbeißen, ganz zu Schweigen vom Wiederholen ist ihnen oft völlig fremd. „Seh ich nicht.“ – heißt für sie: „Geht nicht!“, was gleichgesetzt wird mit persönlichem Scheitern. Denn sowohl sie selbst als auch die anderen “wissen“ doch, dass einem „immer alles zufliegt“; es ist selbstverständlich! Der Druck entsteht hier also aus den Vorannahmen, die einen unrealistischen Anspruch erzeugt haben. Und zwar, ohne die Bedingung der Hochbegabung zu kennen, die dahinter wirksam ist!

Reflektiert man gemeinsam und in Ruhe darüber, kann man bei beiden Gruppen oft eine lebendige innere Dynamik hinter den Kulissen finden. Physiologische Spannungsprozesse im Verein mit schnellen inneren Dialogen – von häufig liebreizendem Inhalte („Du dumme Kuh!“ „Unfähiger Depp, was willst du denn!“ „Das war ja klar, unsere Zicke packt es wieder nicht!“ und gerne auch: „Ach, und du willst hochbegabt sein?!!“ sowie dergleichen mehr) führen schnell und äußerst wirksam zum umfassenden Blackout.

Schaut man sich die gestellten Aufgaben jedoch zu einem späteren Zeitpunkt und eher erwartungsfrei wieder an, ist das Erstaunen oft groß: „Aber das ist ja gar nicht so schwer! Wieso hat mich das denn aus der Bahn geworfen?!“

Welche Auswege gibt es? Das alles passiert doch ständig und so leicht, dass man sich kaum vorstellen kann, wie es anders laufen könnte…

Empfohlen wird oft zunächst Entspannung. Allgemeine Entspannungsübungen sind sicherlich sinnvoll. Sie senken das Aktivierungsniveau des Sympathikus und geben dem parasympathikotonen System Raum, den Körper bis in die Zellebene in die Entspannung und Regeneration zu führen. Außerdem zeigen sie uns, dass wir tatsächlich Kontrolle über unsere Körperreaktionen haben – und damit unmittelbar auch unser Erleben beeinflussen können.

Dennoch ist eine Arbeit mit direktem Bezug zu der stressauslösenden Situation unerlässlich. Denn die Trigger werden wiederkommen. – Dann soll möglichst nicht erneut die bekannte Kaskade ablaufen. Die Entspannung aber, die wir in einem sicheren und geschützten Raum erleben (im Training oder zu Hause), ist eben nicht ohne Weiteres auf eine Situation im Außen zu übertragen, die völlig andere Kontext-Bedingungen aufweist. (Man kann sich schlecht im Meeting auf den Boden legen, die innere Balance wiedererlangen und erst dann weiterdiskutieren.) Aber es gibt sehr viele, hochprofessionelle Möglichkeiten, das Erleben innerer Sicherheit, Kraft und Verbundenheit mit den eigenen Ressourcen einzuladen, zu vertiefen und dann (mit !! Übung) allmählich immer mehr im Alltag abrufen zu können.

Ich favorisiere hier ganz klar zwei Techniken: die hypno-systemische Arbeit mit Erlebnisnetzwerken nach Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg) und die Self-Inquiry-Meditation von Yoga in daily life. The System. Für erstere braucht man (zunächst) professionelle Anleitung, die zweite ist in einem Kurs oder über die Literatur zu diesem Yoga-System sehr gut erlernbar.

hochsensibel hochbegabt druck auflösen coaching hamburgWas passiert dabei genau? Auch wenn die Techniken unterschiedlich vorgehen, es kommt in beiden Fällen zu einer Abkopplung des Auslösereizes von der inneren, bisher als zwangsläufig erlebten Reaktion. Dabei werden wie unter einer Lupe die inneren Abläufe erkenn- und unterscheidbar und die Möglichkeiten der Einflussnahme deutlich. An diesen Stellen bietet man dem „inneren System“ Alternativen an, um neue, und zwar die persönlich gewünschten Reaktionsmuster aufzubauen.

Sehr theoretisch? Ja, das vereinfacht zu beschreiben, ist nicht leicht und greift ganz schnell zu kurz. Es steckt jahrtausendealte Wissenschaft darin (Yoga), die heute auch in der Hirnforschung abbildbar und mit moderner, autonomiefördernder Psychotherapie (Hypno-Systemik) zu einem wunderbaren Handwerkszeug wird.

Was hier jedoch geschieht, folgt nicht nur unserem gesunden Menschenverstand, es ist tatsächlich vollkommen natürlich: Wir schaffen einen inneren Abstand zu bislang unangenehm erlebten Reizen, verbinden uns aktiv mit unseren eigenen Ressourcen und erzeugen (ja: erzeugen!) das Erleben, das wir uns wünschen.

Dies ist unser Grundpotential. Ständig erzeugen wir Erleben, in eigenen, kreativen, wandelbaren Netzwerken – warum dann nicht auch in angenehmer Weise, die uns selbst stärkt und fördert! Wir können lernen, in vielen, kleinen, ehrlichen Schritten, nicht mehr Sklaven unserer „Wahr“-„Nehmung“ zu sein, sondern den Prozess der „Wahr-Gebung“ aktiv zu gestalten, wie Gunther Schmidt den Begriff zur (hirnphysiologisch korrekten) Verwendung vorschlägt.

Wie befreiend! Schon allein die Aussicht darauf lässt „den Druck“ (den bösen ;-)!) schon etwas weniger stark und lastend wirken.

Seien Sie offen und gestehen Sie sich selbst Gestaltungsmacht zu. Gepaart mit Wissen, Einblick – und einer gesunden Demut der eigenen Natur gegenüber entstehen so ganz neue Spielräume.

Alles Gute dabei!

Herzlich, Mantradevi

2 Comments

  1. Susanne Jankula 3. Juni 2017 at 14:06 - Reply

    Danke für diese klare und einsichtige Darstellung! Absolut im Detail nachvollziehbar und vor allem: es erleichtert den “bösen Druck“ ? schon beim Lesen! LG Susanne

    • Mantradevi 3. Juni 2017 at 14:10 - Reply

      Liebe Susanne, vielen, lieben Dank für Deine positive Rückmeldung! Das freut mich! Herzlich, Deine Mantradevi

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